Eine "beste" Jahreszeit für das Trainingslager auf GC gibt es eigentlich nicht. Im ersten Quartal kann man das milde Klima nutzen, um der Winterletargie zu
entgehen. Das zweite Quartal bietet sich an, um sich fit für die ersten großen Wettkämpfe im mitteleuropäischen Frühjahr zu machen. Das dritte Quartal kollidiert theoretisch zwar mit dem Sommer bei
uns, angesichts der kühlen und regnerischen Sommer der letzen Jahre, kann sich aber auch hier ein Abstecher auf die dann sonnig-trockenen Kanaren anbieten. Im vierten Quartal heißt es letztendlich
dem Schmuddelwetter zuhause zu entfliehen um die vorhandene Fitness etwas länger zu konservieren. Letztendlich ist die beste Zeit für GC diejenige, in der man dem Zuhause entfliehen
möchte.
Gran Canaria ist die drittgrößte Kanareninsel nach Teneriffa und Fuerteventura, etwas größer als Lanzarote. Auf Lanzarote fand einst der erste Triathlon Spaniens statt, und noch heute ist
es sicher die Kanareninsel, auf der Triathlon am populärsten ist. Es fehlt allerdings nicht mehr viel, und Fuertevenura wird seinem großen Bruder den Rang als
Top-Triathlon-Ziel auf den Kanaren streitig machen.
Teneriffa und Gran Canaria sind -verglichen damit- Triathlon-Niemandsland. Zu tun hat das sicher auch damit, dass beide Inseln deutlich bergiger sind als ihre östlichen Nachbarn. Eine
gute Grundlagenausdauer sollte man daher schon nach GC mitbringen. Hier holt man sich dann die nötige Kraft für die bergigeren Bike-Courses, wie zum Beispiel bei der IM 70.3
European Championship in Wiesbaden. Wer auf Gran Canaria in die Inselmitte vordringen möchte, muss 1.500 - 2.000 Höhenmeter überwinden.
Natürlich ist GC objektiv nicht besser für Triathlon geeignet als Lanzarote, aber für uns ist es besser. Wir lieben die atemberaubende Canyon-Landschaft auf
den Bergetappen und wir lieben es mit dem (Triathlon-) Rad noch ein bisschen "Exot" zu sein. Um hervorragenden Bikeservice muss man sich dennoch keine Sorgen machen. Lange,
flache Ausdauereinheiten mit dem Rad lassen sich am besten an der Ostküste absolvieren, wobei hier der Passat für den typisch-kanarischen (Gegen-) Wind sorgt.
Für das Lauftraining bieten sich die vielen Strandpromenaden genauso an, wie Läufe in die flachen Ausläufer der Barrancos. Meine Lieblingsstrecke führt unverändert von Playa del Inglés die
Promenade entlang bis nach San Agustín und zurück. Immer im Blick der weiße Sandstrand und die Dünen von Maspalomas. Im Gegensatz zu manchem kanarischen Nachbarn, verfügt GC
über reichlich Strände mit weißem Sand. Die laden dazu ein das Meer zum Schwimmtraining zu nutzen. Wer trotzdem lieber im Pool trainiert, findet diverse Hotels und private
Bungalowanlagen mit 50 Meterbecken.
Der Legend nach sollen Eskimos mehr als 20 Worte für Schnee haben - weil es soviel (verschiedenen) Schnee gibt, dass ein Wort nicht ausreichen würde. Wenn diese Legende stimmen würde
(ich weiß, sie tut es nicht), dann müssten die Canarios mindestens 30 Worte für Wind haben.
Ja, da hilft alles Reden nichts: auf Gran Canaria ist es immer windig! Das kann man störend finden, oder aber positiv als Teil eines ganz natürlichen Techniktrainings sehen. Wie haben
wir in unseren Ausführungen zum richtigen
Training gesagt: "Es klingt banal, aber auch dass richtige Auf- und Absteigen, das Bremsen,
das Schalten, das Bergabfahren und das Kurvenfahren mit dem Rad wollen trainiert sein."
Auf Gran Canaria ergibt sich das wie von selbst. Alles kann man trainieren:
- das richtige Auf- und Absteigen in den Ortschaften, in denen der Canario ab und an gerne auf dem Seitenstreifen parkt oder plötzlich und ohne Vorankündigung anhält.
- das Bremsen und Bergabfahren auf einer der vielen Abfahrten vom Inselinneren zur Küste.
- das Schalten an den unzähligen Anstiegen, die häufig direkt an der Küste beginnen.
- das Kurvenfahren auf den Serpentinen, wenn es nicht mehr nur gemächlich bergauf geht.
Und der Passatwind hilft, mehr als uns manchmal lieb ist, den Gleichgewichtssinn zu schulen.